In unserer Versammlung am 4. März 2021 haben wir, JSOL (SolidaritéS Jugend), einstimmig beschlossen, SolidaritéS zu verlassen und uns der Schweizer Sektion der IMT (International Marxist Tendency), Funke, anzuschliessen. In diesem Brief werden wir die Gründe darlegen, die uns zu dieser Entscheidung veranlasst haben.

Die Kritik sollte auf keinen Fall persönlich genommen werden. Es ist uns wichtig, einen guten Austausch mit SolidaritéS zu pflegen, um die antikapitalistische Linke geeint zu halten.

Der Kapitalismus ist in einer Krise. In den letzten Jahren haben wir ein wachsendes Bewusstsein für diese Krise gesehen. Dieses Bewusstsein manifestiert sich in Bewegungen wie dem Klimastreik und dem Frauenstreik, die an Kraft und Sichtbarkeit gewonnen haben. Der Aufstieg dieser Bewegungen stellt eine Chance für die antikapitalistische Linke und ein grosses Potenzial zur Stärkung dar. Wir haben gesehen, dass SolidaritéS nicht in der Lage war, dies zu ihrem Vorteil zu nutzen. Im Gegenteil: Die Partei ist in eine interne Krise geraten. Unserer Meinung nach sind die Gründe dafür, dass SolidaritéS nicht in der Lage war, diese Situation auszunutzen, folgende:

  • Als Internationalisten sehen wir die internationale Koordination und Organisation als wesentlich für den Kampf gegen einen mächtigeren Feind, den Kapitalismus. Bei SolidaritéS ist diese Koordination auf nationaler Ebene schwach und auf internationaler Ebene fast nicht vorhanden. Der IMT dagegen befriedigt dieses grundlegende Bedürfnis.
  • Das Fehlen eines einheitlichen politischen Programms in SolidaritéS schafft Risiken für die Entstehung verschiedener Denkströmungen wie Reformismus, Postmodernismus, Anarchismus und revolutionärer Sozialismus. Dies untergräbt die Ziele der Organisation und führt unweigerlich zu Spaltungen und dazu, dass der Reformismus sich durchsetzt.
  • Der revolutionäre Diskurs, der von SolidaritéS in die Öffentlichkeit getragen wird, entspricht uns vollkommen. In der Umsetzung hingegen folgt die Partei einer reformistischen Linie, zumindest fehlt es an einer revolutionären Perspektive. Die Massen von der revolutionären Idee zu überzeugen, ist das Ziel von uns allen. SolidaritéS versucht jedoch, dies durch Reformismus zu erreichen. Wir halten diese Strategie für utopisch. Wir schliessen uns der Perspektive des Funkes an, der eine marxistische Organisation aufbauen will, basierend auf der Ausbildung von Kadern, um den Unterstützern der Massenorganisationen der Arbeiterklasse und allen, die das kapitalistische System zerstören wollen, eine revolutionäre marxistische Perspektive zu geben.
  • Um eine Organisation von Kadern aufzubauen, ist eine solide politische Ausbildung unerlässlich. Wir finden, dass bei SolidaritéS die theoretischen Diskussionen fehlen, die notwendig sind, um die Funktionsweise des Systems zu verstehen, welches wir bekämpfen. Die Praxis des Kampfes ist untrennbar mit einer guten theoretischen Basis verbunden. Politische Bildung ist ein integraler Bestandteil des Funke-Programms. Durch koordinierte Lesekreise, regelmässige Diskussionen und Konferenzen entwickelt der Funke ein echtes politisches Bewusstsein unter seinen Mitgliedern.

Auch wenn unsere ideologischen Ausrichtungen sich manchmal unterscheiden, ist es nicht unsere Absicht, die Freiburger Linke zu spalten. Im Gegenteil, wir sind überzeugt, dass wir den Zusammenhalt der verschiedenen linken Gruppen aufrechterhalten müssen. Wir haben alles zu gewinnen, wenn wir gemeinsam handeln, sei es bei Massenaktionen, Konferenzen oder bei bereichernden Debatten.

Abschliessend möchten wir uns bei euch für die gemeinsam verbrachte Zeit und euer Engagement bedanken.

Revolutionäre Grüsse und ¡Hasta la victoria siempre!

Ehemalige JSOL/ der Funke Freiburg