Eine Welle von Streiks geht durch die europäische Industrie. ArbeiterInnen in Produktionshallen fordern Schutzmaßnahmen oder die Stilllegung der Produktion. In der Mehrheit der Betriebe kann der Mindest-Sicherheitsabstand nicht eingehalten werden. Die Fabrikhallen sind Brutstätten der Virenverbreitung, und den Managern ist das egal. Eine Analyse unserer österreichischen Schwesterorganisation.

Die ArbeiterInnen in der Automobilfabrik von FIAT im süditalienischen Pomigliano legten am 10.3. als erste Belegschaft die Arbeit nieder. Dies löste in ganz Italien eine spontane Streikbewegung aus. Logistikzenten, der Hafen von Genua, zahlreiche Metallfabriken schlossen sich an.

Diese Bewegung sprang am 16.3. nach Spanien über. Betriebsräte von Mercedes Benz in Vitoria-Gasteiz brachten am Morgen die Produktion und damit das ganze Werk zum Stehen. Nach einem sechsstündigen Streik der gesamten Belegschaft stimmte die Werksführung der Schließung zu. Dasselbe passierte gleichzeitig im belgischen Audi-Werk in Forest.

„Wir sind nicht euer Schlachtvieh“ lautet das Motto der Streikenden in Italien. Doch die Gewerkschaftsführungen unterschrieben am Höhepunkt der Bewegung ein skandalöses „Sozialpartnerabkommen“, das die völlige Verfügungsgewalt der Eigentümer über ihre Betriebe anerkennt und ein Versammlungsverbot der ArbeiterInnen in den Fabriken beinhaltet (wobei Letztere aber an den Produktionslinien weiter eng nebeneinander arbeiten sollen); solange sie kein Fieber haben (es wird jetzt gegen die bisherige Rechtslage an den Fabrikstoren Fieber gemessen), sollen sie in den meisten Betrieben weiterarbeiten.

Durch den enormen Druck von unten konnte jedoch über den Weg von Betriebsvereinbarungen die Schließung einer ganzen Reihe von Betrieben erzwungen werden, nachdem die Bosse einen Aufstand befürchteten. Ein solches positives Gegenmodell zur Politik der Gewerkschaftsführung lieferten die ArbeiterInnen und der Betriebsrat bei Ferrari, wo mit der Unternehmensleitung eine Vereinbarung getroffen wurde, dass die Fabrik zwei Wochen lang geschlossen bleibt und die ArbeiterInnen trotzdem vollen Lohn erhalten.

Die aktuelle Situation zeigt, dass es einen Unterschied macht, ob in den Belegschaften politisch bewusste ArbeiterInnen aktiv sind oder nicht. In Pomigliano, im Ferrari-Werk und bei Mercedes-Benz in Vitoria arbeiten Genossen der IMT im Betrieb und sind im Betriebsrat aktiv. Wir reden nicht nur, wir tun.

In Österreich ist die Angst in vielen Betrieben groß. Die Dynamik der Situation erfordert das Herunterfahren der Produktion, je schneller ArbeiterInnen das durchsetzen desto besser für die Gesundheit von allen.

Während die PRO-GE aktuell (16.3.) zu diesem Problem öffentlich noch nichts gesagt hat, ist die Gewerkschaft Bau-Holz hier bereits aktiv. Ihr Vorsitzender Josef Muchitsch verkündete zuerst, dass er mittels „sozialpartnerschaftlicher Gespräche“ in den Ministerien bessere Gesundheitsbedingungen erreichen möchte. Stunden später forderte er bereits die gesetzliche Schließung der Baustellen und Betriebe seines Sektors.

Diese Zuspitzung ist begrüßenswert. Besser wäre es aber, sofort an die Betriebsräte und Gewerkschaftsmitglieder in der Branche die Parole auszugeben, ab sofort Arbeitsniederlegungen zu organisieren. Warten wir nicht, bis die Auftraggeber und Firmenchefs vernünftig werden, schüren wir keine falsche Erwartungshaltung in den Konzerne-Kanzler – erzwingen wir die Vernunft durch unsere Stärke:

Alle Räder stehen still, wenn unser starker Arm es will.

Bild: Willie Howard