Zwei Megakonzerne, Novartis und Roche, sind für 40% der Schweizer Exporte verantwortlich. Wie konnten in Basel zwei Konzerne mit derartiger Marktmacht entstehen? Ihre Geschichte ist ein besonders perverses Beispiel dafür, dass Profite im Kapitalismus über menschlichen Bedürfnissen stehen.

Die Anfänge

Die Chemie in Basel war bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts ein starker Industriezweig der Schweizer Wirtschaft. Neben geographischen Standortvorteilen war vor allem der unregulierte Markt eine Voraussetzung für ihre Entstehung. Die Schweizer Patentgesetze regulierten die Chemieindustrie erst 63 Jahre später als beispielsweise Frankreich. Viele Chemiker emigrierten daher aus Frankreich nach Basel, wo sie ohne gesetzliche Schranken Verfahren kopieren und weiterentwickeln konnten.

Erst als sich die Chemiefirmen in Basel etabliert hatten, entwickelten sie ein Interesse am Patentschutz. Daraufhin wurden chemische Herstellungsprozesse 1907 in die Schweizer Patentgesetzgebung aufgenommen. Die Firmen spezialisierten sich und stellten eigene Produkte her, die sie nun vor Kopien schützen wollten. War vorher der fehlende Patentschutz die Grundlage ihres Erfolges, bildeten Patente nun die Basis ihres Geschäftsmodells. Die Interessen der Pharma und Chemie verkehrten sich dialektisch in ihr Gegenteil. Der Staat verteidigte ihre Interessen damals genauso wie heute.

Aufstieg an die Weltspitze

Im 19. Jahrhundert war die Basler Chemie gekennzeichnet von „Unstetigkeit, wechselnden Kooperationen, Neugründungen, Schliessungen und Übernahmen“ (Zeller). Es setzten sich mit Hoffman-La Roche, CIBA, J.R. Geigy und Sandoz die vier Grössten durch. Die Konkurrenz auf dem Weltmarkt verschärfte sich und nur die Grössten und Stärksten konnten bestehen. Das führte zu Kartellbildungen: 1918 schlossen sich die Vorgängerfirmen der Novartis zur Basler ‘IG Chemie’ zusammen, um der mächtigen Deutschen ‘IG Farben’ einen Block entgegenzustellen.

Die Schlächtereien der imperialistischen Weltkriege erwiesen sich für die Basler Chemie als Goldgrube. Die Nachfrage stieg, die Preise vervielfachten sich. Zudem wurde der Weltmarktführer Deutschland während dem Zweiten Weltkrieg mit einer Blockade belegt. Das liess die Exportprofite in die Höhe schiessen und sicherte der Basler Chemie ihre Weltmarktstellung. Mit den Fusionen von CIBA und Geigy 1970 und CIBA-Geigy mit Sandoz 1996 entstand schliesslich mit der Novartis ein Konzern an der Weltspitze. Auch Roche wuchs mit einer Reihe von gewichtigen Übernahmen.

Parasitäre Megakonzerne

Die Entwicklung neuer Medikamente benötigt gigantische Forschungsinvestitionen, welche nur die Grössten stemmen können. Die kleineren Unternehmen konnten sich diese nicht mehr leisten und wurden von den Stärkeren geschluckt. Es entstanden mächtige Konzerne mit Monopolstellungen in ihren Kernbereichen, was ihnen erlaubt, die Preise relativ frei festzusetzen. Die Preise werden mit Patenten gesichert, welche auf dasselbe Produkt teils mehrfach beantragt werden. So kostet beispielsweise Novartis neue Gentherapie zwei Millionen Dollar. Durch ihre mächtige Lobby verhindert die Pharma zudem den Import von billigeren Produkten aus dem Ausland. So kosten Generika in der Schweiz bis zu 50% mehr als in den Nachbarländern.

Auch die Forschung der Pharma ist vollkommen dem Profitmotiv unterworfen: Es wird nicht nach Medikamenten geforscht, die möglichst vielen helfen könnten. Die Kosten lohnen sich für die Kapitalisten nur, wenn sie die ‚Leiden‘ zahlungskräftiger Schichten lindern – darunter fallen auch immer mehr Lifestyle- und Kosmetikprodukte.

Mit der enormen Konzentration und Zentralisation des Kapitals zu Monopolen verkehrte sich die kapitalistische Konkurrenz ins Gegenteil. Neue Erkenntnisse werden geheim gehalten, anstatt den menschlichen Fortschritt voranzutreiben. Das Privateigentum an Produktionsmitteln hemmt heute die weitere Entwicklung. Diese gigantischen Konzerne müssen enteignet und unter gesellschaftliche Kontrolle gestellt werden. Nur im Rahmen einer sozialistischen Planwirtschaft können wir ihr Potential  zum Wohle der Gesellschaft ausschöpfen.

Bild: Werner Friedli, Wikipedia