[dropcap]M[/dropcap]ehr als 2000 Menschen nahmen am 21.Mai in Basel am 2. March against Monsanto und Syngenta teil und forderten einen Stopp für Pestizide, Agrogentechnik und die Patentierung von Leben. Wie schon letztes Jahr fiel auch dieses Jahr die grosse Zahl von jungen Demonstrierenden auf. Was motiviert so viele junge Menschen, am March teilzunehmen? Rechtzeitig erschienen ist das neue „Schwarzbuch Syngenta“ von MultiWatch.

Die Agromultis Syngenta und Monsanto sind echte Oligopole in den Märkten für Saatgut und Pflanzenschutz. Dank einem starken Lobbying bei den Regierungen der USA und der EU und einer Zusammenarbeit mit der Weltbank, der Bill & Melinda Gates-Stiftung und der amerikanischen Entwicklungsorganisation USAID haben diese Konzerne eine immer grössere Macht über unsere Ernährung und die Landwirtschaft im Globalen Süden. Syngenta ist der weltgrösste Produzent von Pestiziden mit einem Marktanteil von 23% am Weltmarkt. Monsanto hat als grösster Saatgutproduzent einen Marktanteil von 26%.

Konzentration und Zentralisation des Kapitals
Der Konzentrations- und Zentralisationsprozess des Kapitals schreitet schnell voran. Zurzeit sind es 6 Weltkonzerne, die den Markt für Pestizide und Saatgut beherrschen. In zwei Jahren werden es, wenn diese Mergers erfolgreich sind, noch 3 Transnationale Unternehmen sein. 2015 war es der amerikanische Multi Monsanto, der die in Basel domizilierte Syngenta übernehmen wollte. Nun ist es der chinesische Staatskonzern ChemChina, der die vorwiegend amerikanischen und britischen Grossaktionäre mit einem satten Fusionsgewinn ködert. Für die chinesischen Bäuerinnen, Bauern und UmweltschützerInnen ist dieser Plan eine Bedrohung, sollen doch die Gentechnik-Patente und das Wissen von Syngenta für die Entwicklung einer umweltzerstörenden kapitalistischen Landwirtschaft in China eingesetzt werden. Damit werden die Errungenschaften der chinesischen Landreform in Frage gestellt.

Junk Food und Mehrwert
Dass der Kampf um die Nahrung zunehmend ein Thema von sozialen Bewegungen wird, ist kein Zufall. Das Aufkommen des Junk Food, der Supermarkt-Ketten, der Import standardisierter Lebensmittel aus billigen Ländern und der Aufbau des internationalen Agrobusiness ermöglicht tiefe Löhne.

Auch dass sich Tausende von jungen, vorwiegend städtischen Menschen in der Schweiz mit Urban Gardening, biologischer oder veganer Ernährung und der Kritik an Gentech beschäftigen, überrascht uns nicht. Diese Bewegung fordert nicht nur eine ökologische Landwirtschaft auf dem Land. Sie richtet sich auch gegen die Entfremdung in den Städten. Sie kämpft um Platz für ihre Gärten in den von Aufwertung und Grundstückspekulation heimgesuchten Städten.

Die sozialistische Bewegung und der Marxismus haben schon früh die Trennung von Stadt und Land kritisiert. Marx und Engels waren überzeugt, dass die kapitalistische Industrie zu den Umweltproblemen in den Städten und auf dem Land führt. Aus der ArbeiterInnenbewegung sind auch Bewegungen wie die „Gartenstadt“ und die Arbeitergärten entstanden. Die Bewegung des Urban Gardening knüpft objektiv an diesen Traditionen an, ohne die Ursachen des Elends zu adressieren. Es ist die Aufgabe der politisch bewussten Kräfte, aufzuzeigen, wie das Agrobusiness mit dem Kapitalismus zu tun hat.

Schwarzbuch Syngenta
Unser brandneues „Schwarzbuch Syngenta. Dem Basler Agromulti auf der Spur. edition 8.“ beinhaltet dafür viel Anschauungsmaterial.. Mit ihren Pestiziden, Saatgutsorten und Patenten ist Syngenta aufs engste mit dem internationalen Agrobusiness und den kapitalistischen „Cash Crop“-Monokulturen verbunden. Dass Syngenta ein „schweizerischer“ Konzern sei, ist natürlich ein Märchen. Das zeigt die Aktionärsanalyse. Schliesslich schildern die Autorinnen und Autoren das Lobbying Syngentas in Washington und Brüssel und die spezielle Ideologieproduktion und „Greenwashing“. Das Schwarzbuch ist im Buchhandel oder auf der Webseite erhältlich.

Ueli Gähler
MultiWatch Basel