[dropcap]D[/dropcap]u hältst die 50. Ausgabe der Funke-Zeitung in deiner Hand. Wir möchten uns ganz herzlich bei euch allen für eure Unterstützung bedanken. Es sind fast auf den Tag genau 9 Jahre vergangen, seit wir diese Zeitung zum ersten Mal herausgegeben haben. Wir gaben uns das Ziel, die marxistischen Ideen wieder in der Schweizer ArbeiterInnenbewegung zu verankern und die revolutionären Kräfte aufzubauen.

Als kleine Gruppe von AktivistInnen in Winterthur, welche sich 2003 in der Bewegung gegen den Irakkrieg politisiert hatte, verstanden wir schnell die Notwendigkeit, uns zu organisieren. Wir widmeten uns dem Studium der marxistischen Ideen und beteiligten uns aktiv in den aufkommenden Bewegungen. An einer antifaschistischen Demonstration in Bludenz in Österreich im Jahr 2005 knüpften wir Kontakte zur Funke-Strömung der SJÖ, welche uns die Bedeutung der Verankerung in der ArbeiterInnenbewegung und der internationalen Organisierung aufzeigte. Die Funke-Strömung ist Teil der International Marxist Tendency (IMT) und in über 30 Ländern auf allen Kontinenten aktiv.Für uns in der Schweiz war klar, dass wir einerseits aktiv in der Gewerkschaftsjugend mitarbeiten müssen und auch, dass die JUSO die Partei sein würde, in welcher sich eine Radikalisierung der Schweizer Jugend abspielen würde. Dort wollten wir mit unseren Ideen präsent sein. Als 2007 das Platzen der Immobilienblase in den USA die kommende Krise ankündigte, sich die JUSO unter Cedric Wermuth neu positionierte und die 1:12-Initiative lanciert wurde, bestätigte sich unsere Perspektive eindrücklich.

Am 1. Mai 2007 veröffentlichten wir die erste Ausgabe der Funke-Zeitung. Auf zwölf Seiten schrieben wir Artikel zur venezolanischen Revolution, der Geschichte der Schweizer ArbeiterInnenbewegung und zur Methode des dialektischen Materialismus. Der Kampf um den Landesmantelvertrag der Bauarbeiter 2007 veranlasste uns dazu, trotz unserer beschränkten Ressourcen, bereits die zweite Ausgabe zu drucken. Im Frühjahr 2008 traten die ArbeiterInnen der Officine in Bellinzona in den Streik. Neben Berichten und Analysen in mehreren Ausgaben machten wir uns sofort daran, ein breit abgestütztes Soli-Komitee aufzubauen. Wir schickten Delegationen in die besetzte Officine und organisierten Solidaritätsveranstaltungen, um über die Entwicklung dieses vorbildlichen Arbeitskampfes zu informieren. Zudem veröffentlichten wir mit der Unterstützung unserer italienischen GenossInnen zwei italienischsprachige Funke-Ausgaben. Erstmals wurden wir in breiteren Teilen der ArbeiterInnenbewegung wahrgenommen.

Unsere Zeitung haben wir seither stetig verbessert, die Qualität der Artikel gesteigert und das Layout und die Druckqualität professionalisiert. Die Auflage, aber auch die Anzahl der Ausgaben pro Jahr konnten wir kontinuierlich erhöhen: Von nur zwei Ausgaben in den ersten beiden Jahren auf heute zehn Ausgaben pro Jahr. Seit der Mai-Ausgabe 2014 erscheint der Funke in Farbe und seit Dezember 2014 im heutigen Layout. In der Romandie arbeiten wir an der Entwicklung unserer französischsprachigen Zeitung «l’étincelle». Bis jetzt sind bereits 17 Ausgaben erschienen. Zudem sind wir daran, einen Verlag aufzubauen, um auch die marxistische Literatur wieder allen zugänglich zu machen. Die Herausgabe der Neuauflage von Willi Münzenbergs «Die dritte Front» war ein erster Meilenstein.

Weitaus wichtiger jedoch war die zunehmende politische Resonanz unserer Ideen, ohne die es nicht möglich gewesen wäre, all dies zu erreichen. Durch die geduldige Arbeit aller unserer UnterstützerInnen konnten wir viele junge AktivistInnen für unsere Ideen gewinnen. So konnten wir unsere Strömung weit über die Grenzen von Winterthur hinaus aufbauen. Angefangen mit Basel, Bern und Genf, haben wir heute auch festen Rückhalt in Zürich, Luzern, dem Thurgau und SympathisantInnen in der ganzen Schweiz. So sind wir zu einer nationalen Kraft geworden. Im gleichen Zeitraum haben wir auch begonnen marxistische Vereine an mehreren Unis aufzubauen. Mit öffentlichen Veranstaltungen und Lesekreisen konnten wir so auch an den Universitäten Fuss fassen.

All dies ist natürlich nicht einzig der Zeitung zuzuschreiben, sondern auch der aktiven Intervention in den politischen Debatten in der Schweizer ArbeiterInnenbewegung. Sowohl in der JUSO als auch in der UNIA Jugend haben wir über die Jahre die Debatten massgeblich mitgeprägt und politische Akzente gesetzt. Wir haben marxistische Positionen zu Fragen wie der Regierungsbeteiligung, der Wirtschaftsdemokratie und der EU-Frage entwickelt und in der JUSO zur Diskussion gestellt. Mit der Forderung an die SP, in die Opposition zu gehen, einer kritischen Position zum EU-Beitritt und der Vision einer demokratischen Planwirtschaft zur Durchsetzung weitreichender Wirtschaftsdemokratie, haben wir der Linken einen radikalen Kurs aufgezeigt, für den wir auch weiterhin kämpfen. Mit dem Aktionsprogramm 2014 haben wir der Partei einen Vorschlag für ein Aktionsprogramm gegen die Krise unterbreitet, welchen wir in vielen Sektionen der JUSO vorgestellt und debattieren konnten und der letztendlich auch verabschiedet wurde.

Seit den 70er Jahren haben wir zum ersten Mal die Frage der Lernenden in der Schweiz wieder ernsthaft aufgegriffen und den schlechten Lehrbedingungen den Kampf angesagt. Der Lehrstellenpranger der UNIA Jugend hat gleich zu Beginn landesweit Wellen geschlagen. So fand das Thema der Lernenden auch in der JUSO Anklang. Eine Mehrheit der Juso entschied sich 2015 eine Jahreskampagne an den Berufsschulen durchzuführen. Trotz Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Kampagne haben wir sehr wertvolle Erfahrungen in der Aufbauarbeit gemacht und die Lehrlingsfrage politisch und theoretisch aufgearbeitet.

Die massiven Sparmassnahmen in der Bildung und die daraus resultierende Radikalisierung an den Mittelschulen haben unseren Schwerpunkt im letzten Jahr etwas verlagert. Die marxistische Strömung ist an vorderster Front mit dabei, Gruppen an den Schulen aufzubauen, um die Angriffe zu bekämpfen.

Trotz der erfolgreichen Entwicklung der Funke-Strömung und unserer Zeitung ist uns bewusst, dass wir noch ganz am Anfang stehen. Unser Ziel ist letztendlich, eine Mehrheit der Jugend und der ArbeiterInnenklasse für unsere Ideen zu gewinnen und sie von der Notwendigkeit einer revolutionären Umgestaltung unserer Gesellschaft und der aktiven Überwindung des Kapitalismus zu überzeugen. Dazu werden wir auch in Zukunft aktiv in die Debatten der Schweizer ArbeiterInnenbewegung eingreifen und unsere Positionen zur Diskussion stellen. Der wachsende Zuspruch, welchen die marxistischen Ideen, vor allem unter Jugendlichen, finden, stimmt uns durchaus zuversichtlich, dass der Aufbau der revolutionären Kräfte in der Schweiz weiter voranschreitet.

Falls auch du die Notwendigkeit der revolutionären Umgestaltung unserer Gesellschaft erkannt hast, dann melde dich doch bei uns, um aktiv zu werden, abonniere unsere Zeitung oder unterstütze uns finanziell mit einem regelmässigen Beitrag.