Radikale Ansätze und idealistische Praxis

Die momentan wichtigste nationale Aktivität der JUSO Schweiz ist die Nahrungsmittelspekulations-Initiative, welche nicht nur den Hauptteil der finanziellen Mittel verschlingt, sondern auch einen grossen Teil der Strassenaktivitäten der Sektionen ausmacht. Wie erwartet, führt die fehlende Anknüpfung an die Lebensrealität der meisten Mitglieder zu einer eher mässigen Begeisterung. Ein Verbot von Nahrungsmittelspekulation ist innerhalb der Bevölkerung wenig umstritten und es stellt sich als schwierig heraus den Leuten den direkten Zusammenhang zwischen Kapitalismus und Spekulation mit Nahrungsmitteln zu erklären. Grössere und grundsätzlichere Diskussionen werden kaum ausgelöst.

Es gelang der JUSO nicht das Thema zu besetzen, wie ihr dies bei der 1:12 Initiative gelang, wo sie das Thema Lohnbandbreiten im politischen Diskurs beherrschte. Diente die 1:12-Initiative noch als Lokomotive für die JUSO, schöpft die Nahrungsmittelspekulation nicht annähernd das Potential der JUSO in der momentanen Situation aus. Auch musste die JUSO bereits im Oktober einen Rückschlag hinnehmen, als klar wurde, dass das Referendum gegen das Steuerabkommen gescheitert war. In diesem Zusammenhang drängt sich auch eine Diskussion über den Umgang und Nutzen von direktdemokratischen Instrumenten innerhalb der JUSO auf.

Erfolge konnte die JUSO insbesondere auf parlamentarischer Ebene feiern. Hauptsächlich über SP-Listen konnten neue Jusos in diverse Parlamente einziehen. So verfügt die JUSO bereits über drei sich ihr gegenüber mehr oder weniger verpflichtet fühlende Nationalräte. Die Parlamentarier erscheinen jedoch immer noch als exklusive Organisation, die sich unabhängig trifft und organisiert. Der Grossteil ihrer Arbeit geschieht über SP-Fraktionen, während innerhalb der JUSO die Debatte darüber, wie man solche Gremien für eine antikapitalistische Politik nutzt, immer noch aussteht. Des Öfteren hat sich gezeigt, dass die in Parlamente gewählten Jusos parteiinterne Funktionen aufgeben, um so unabhängiger von der JUSO-Basis agieren zu können und um sich stattdessen der SP anzunähern.