Am Donnerstag, den 18. Dezember, fand in Bern eine Veranstaltung in Solidarität mit den 43 verschwundenen Studenten aus Ayotzinapa statt. Sie war mit ungefähr 25 Leuten, einige davon mit mexikanischen Wurzeln, gut besucht. Die Veranstaltung wurde vom marxistischen Verein der Uni Bern organisiert.


Veranstaltung Mexiko BernIn den Referaten erklärten die zwei Redner, Gerardo R., ein mexikanischer Aktivist, und Bryan C., JUSO-Aktivist aus Genf, wie es zum Verschwinden der Studenten kam und wie unsicher die Lage in Mexiko für die Menschen ist.

Die verschwundenen Studenten waren an einer „Normal Rural“, was hier einem LehrerInnenseminar entspricht. Die Schulen waren von der Regierung finanzier. Das Ziel bei den Eröffnungen in den 1920er Jahren war, Bildung für alle zugänglich zu machen, vor allem für die Kinder, die auf dem Land und/oder in Armut leben. An den Schulen hatten die meisten ein sehr hohes Klassenbewusstsein.

Wegen der Sparpolitik wurden in der letzten Zeit im ganzen Land viele öffentliche Schulen geschlossen, bei anderen gab es massive Kürzungen. Die StudentInnen organisierten sich, um dagegen zu protestieren. Dabei sind das IPN (die Nationale Polytechnische Hochschule) und die UNAM (Nationale autonome Universität von Mexiko) besonders wichtig. Die Proteste der Studierenden gegen den Bildungsabbau fielen mit der Solidaritätsbewegung mit den verschwundenen Studenten zusammen; dies machte die Bewegung so explosiv. Mit der Zeit wurde die Bewegung immer grösser und erfasste auch LehrerInnen, ArbeiterInnen und GewerkschaftlerInnen. Die Protestierenden richteten sich gegen den mexikanischen Staat, gegen die Regierung und gegen das System. Umso grösser die Bewegung wird, umso stärker wird sie gleichzeitig vom bürgerlichen Staat angegriffen. Im Verlauf der Bewegung wurden Gebäude der Regierung besetzt und es gab mehrfach Strassenblockaden. Viele StudentInnen des IPN organisierten sich um die CLEP (Komitee des studentischen Kampfes), in welcher unsere GenossInnen von der Izquierda Socialista (Sozialistische Linke) organisiert sind. Es sind die grössten Studentenproteste seit 1968. Damals wurden Hunderte Aktivisten erschossen, was die repressive Tradition der mexikanischen herrschenden Klasse aufzeigt.

Veranstaltung Mexiko BernAlle, die sich in Mexiko gegen den korrupten und zu wichtigen Teilen von der Mafia direkt kontrollierten Staat auflehnen, sind auch heute von der Repression betroffen. Die Bewegung hat dazu geführt, dass der sogenannten Policia Comunitaria, die Selbstverteidigungsmilizen, welche seit geraumer Zeit bestehen, wieder neuen Aufschwung erhielten. Diese schützen die autonomen Gebiete und die normale Bevölkerung in ländlichen Regionen Mexikos vor der Polizei, den Kartellen und der Armee. Der normalen Polizei vertraut kein Mensch mehr, sind es doch sie, welche die Studenten dem Kartell Guerreros Unidos ausgeliefert haben. Die Polizei tut nichts gegen die Kartelle, weil sie mit diesen über die Regierung oder direkt verbunden sind. Deswegen und, weil die Mafia so viel Einfluss auf die Regierung hat, wird es nicht helfen, diese bloss zu stürzen und einen neuen Präsidenten zu wählen. Das ganze System muss verändert werden. Ohne den Kapitalismus zu überwinden, kann man noch längst nicht alle Probleme lösen, von denen die Menschen in Mexiko und eigentlich auf der ganzen Welt betroffen sind.

In der Diskussion sprachen einige aus Mexiko ausführlicher über den Kampf gegen die Kartelle, der nur international gewonnen werden kann, weil sie auch global funktionieren und eigentlich nur aufgrund internationaler Unterstützung so gross und mächtig werden konnten. Der Krieg der Regierung richtet sich nicht gegen alle Kartelle, sondern unterstütze durch den „Krieg gegen den Narco“ sogar die einen gegen die anderen Kartelle. Zudem leidet dabei ebenfalls die Zivilbevölkerung unter diesem Bürgerkrieg, der zwischen 70‘000 und 150‘000 Leben gekostet hat.

Wir fordern die Solidarität mit der Widerstandsbewegung in Mexiko, den 43 Studenten und deren Familien und unabhängige Aufklärung der Ereignisse vom 25. und 26. September.