Der Kapitalismus erfindet die Frauenunterdrückung nicht, aber er muss gestürzt werden, um sie zu beenden! Dies ist nur eine der wichtigen Erkenntnisse, welche am Seminar zum Frauenkampftag hervorgehoben wurden. Ungefähr 50 Leute fanden sich Anfang März, in Bern ein. Der Grund? Ein Seminar, welches sich mit der Frage der Frauenunterdrückung und der Emanzipation der Frau beschäftigte.

Der Seminartag startete um 11:00 im Plenum, mit einem Referat darüber, wie sich die Unterdrückung der Frau im Kapitalismus verändert hat, wie sie sich heute zeigt und wie sie ursprünglich entstanden ist.

Die Unterdrückung der Frau und wo sie ihren Ursprung hat

Kurz zusammengefasst: Die Unterdrückung der Frau ist nicht etwas (wie oft von bürgerlichen Ökonomen und Psychologen behauptet) natürliches. In den Anfängen der Menschheitsgeschichte gab es keine sozialen Unterschiede zwischen Frau und Mann wie wir es heute kennen. Erst seit es Privatbesitz gibt und die Produktion über den täglichen Gebrauch hinaus stieg, wurde es für einen Mann notwendig, eine Frau für sich «zu beanspruchen». Dies soll garantieren, dass die Erbschaft dann sicher an die Kinder des Mannes vererbt wird – also eben der Reichtum und das Privateigentum in der Familie vererbt werden.

Trotz des Stimmrechts der Frauen und der angeblichen gesetzlichen Gleichstellung von Mann und Frau laut der Schweizer Verfassung, heisst das noch lange nicht, dass die Frauenunterdrückung in der heutigen Gesellschaft ein Ende gefunden hat. Gerade die herrschende Klasse, also die Klasse der Kapitalisten, nutzt die Unterdrückung der Frau schamlos aus.

Auf eine Frau herrschen viel mehr Drücke als auf die Männer. Frauen sind oftmals immer noch gezwungen, sich um den Haushalt zu kümmern, aber zusätzlich noch einer Arbeit nachzugehen, denn die meisten Haushalte können nicht nur von einem Einkommen leben. Kapitalisten nutzen die Lage einer Frau aus, indem sie die Löhne noch mehr drücken als bei den Männern.

Die Unterdrückung macht geschlechtliche Unterschiede

Aber auch an den Männern geht die Frauenunterdrückung nicht spurlos vorbei. Durch das geringe Einkommen der Frau trotz der gleichwertigen Arbeitszeit haben Familien oft finanzielle Probleme. Zudem sorgen die Kapitalisten dafür, dass durch die noch härtere Ausbeutung der Frau, die Löhne der Männer zusätzlich gedrückt werden.

Die Unterdrückung der Frau ist ein Mittel der Kapitalisten die Arbeiterklasse zu spalten. Dies verursacht Kämpfe innerhalb der Klasse, also Mann gegen Frau. Dadurch wird es noch erschwert, dass die ganze Klasse geeint gegen die Kapitalisten kämpft. Die Frauenunterdrückung dient also als eine Art Schutzmechanismus der herrschenden Klasse.

Man sieht also, dass die Emanzipation der gesamten Arbeiterklasse nur soweit ist, wie die Emanzipation der Frau und umgekehrt.

Frauen im Kampf

Am Nachmittag des Seminartages wurden in zwei Workshops die Themen «Intersektionalismus vs. Marxismus» und «Frauen im Spanischen Bürgerkrieg» behandelt.

Gerade im Workshop zu «Frauen im Spanischen Bürgerkrieg» wurde deutlich, dass die Frau nur durch das Aufheben der Klassengegensätze und durch das demokratische Vergesellschaften aller Produktionsmittel wirklich emanzipiert werden kann.

Was wir daraus lernen können ist, dass es von höchster Notwendigkeit ist, dass die Klassengegensätze zwischen Proletarier (Arbeiter) und Bourgeoisie (Kapitalisten) abgeschafft werden, anders gesagt, dass das Proletariat die Macht ergreift.

Zum Schluss des Tages wurde nochmal im Plenum zusammengetragen, was die wichtigsten politischen Punkte waren, welche durch das Seminar zum Vorschein getreten sind. Dabei kamen wir auf die aktuellen Kämpfe des Versuchs der Emanzipation der Frau in der heutigen Gesellschaft zu sprechen.

Eines der wichtigsten Ereignisse der letzten Zeit in der Schweiz war der Frauenstreik letzten Sommer. Dieser Kampf zeigt, dass ein sehr hohes Kampfpotenzial vorhanden ist. Immer mehr Schichten der Gesellschafft radikalisieren sich – speziell die Frauen und die Jugend – und verstehen, dass etwas falsch läuft in der Ordnung der Gesellschafft. Sie sind bereit um ihre und die Freiheit der gesamten Klasse, zu welcher sie gehören (also die Arbeiterklasse) zu kämpfen.

Doch dieses enorme Potenzial liessen die Organisatoren, die reformistischen Linken und Gewerkschaften verpuffen. Man organisierte keinen wirklichen Streik (Streik = Arbeitsverweigerung), sondern man organisierte lediglich eine symbolische Demonstration, welche den Kapitalisten keinerlei Schaden zufügte. Die Demo wurde an Randzeiten verschoben und viele nahmen sich extra frei, um daran teilzunehmen. Die Produktionsmittel standen also nicht im Geringsten still und die Profite wurden in keinster Weise beeinträchtigt.

Dies zeigt sehr deutlich die Fehler der reformistischen Linken auf. Anstatt als Massenorganisation die Bewegung anzutreiben und auf ein neues Niveau des Kampfes zu heben, hielten sie sich raus oder sorgten gar dafür, dass das Potenzial der Bewegung nicht wirklich ausgenutzt wurde.

Dies zeigt, dass dringendst eine revolutionäre Massenpartei von Nöten ist. Eine Partei, welche über reale Analysen der Gesellschaftszustände verfügt und es versteht, die Massen erfolgreich in den Klassenkämpfen zu führen.

Was bleibt

Die wichtigste Erkenntnis ist vor allem, dass die Geschlechterverhältnisse und die daraus resultierende Unterdrückung der Frau nichts Natürliches sind, sondern Menschgemacht.

Die systematische Unterdrückung der Frau wird von den Kapitalisten ausgenutzt, um ihren Profit auf einen stets hohen Level zu halten und wird zudem für die Unterdrückung der gesamten Klassen missbraucht.

Es sind also nicht nur die Frauen von der Unterdrückung betroffen, sondern genauso die Männer. Andersgesagt, die gesamte Arbeiterklasse wird von den herrschenden Klassen ausgebeutet und unterdrückt. Die Frau kommt aber doppelt oder dreifach drunter. Gerade deshalb ist es notwendig, dass alle, Frauen und Männern, als geeinte Klasse gegen das Kapital kämpfen und es besiegen. Nur dann, wenn die Arbeiterklasse die Macht ergriffen, und die Klassengegensätze zwischen Proletarier und Bourgeoisie abgeschafft wurden, können wir alle gemeinsam und frei über unser Leben entscheiden und das gesellschaftliche Leben demokratisch organisieren. Ohne Klassengegensätze und Unterdrückung!

Krigiye N. Juso Bern