Der Kapitalismus steckt tief in der Krise. Der Krieg in der Ukraine und die Inflation sind nur die jüngsten Phänomene eines Systems im Niedergang. Im Gegensatz dazu waren die Mobilisierungen am diesjährigen 1. Mai nicht grösser als vor der Corona-Pandemie, was von passiven und zurückhaltenden Gewerkschaften und Organisationen der ArbeiterInnenklasse zeugt. Als MarxistInnen haben wir die Perspektive der Revolution und dem Sturz des Kapitalismus als einzige Lösung für die Probleme der Menschheit. Diese Positionen fanden am 1. Mai viel Anklang in der Jugend und den radikalsten Schichten der Arbeiterklasse.

Als MarxistInnen haben wir klare Perspektiven (siehe Schweizer Perspektiven). Wir studieren vergangene Klassenkämpfe und wollen verstehen, wie die Welt funktioniert. Daraus schliessen wir, was der richtige Weg vorwärts ist. Die Krisen des Kapitalismus haben Auswirkungen auf das Bewusstsein der ArbeiterInnen und diese lassen sich nicht alles gefallen. Wir sehen eine grosse Streikwelle in der USA oder Aufstände z.B. in Kasachstan oder Sri Lanka. Deshalb ist der einzig korrekte Schluss, den wir ziehen können: “Sozialismus zu unseren Lebzeiten!” Am 1. Mai brachten wir diesen Slogan in allen Landesteilen und in allen Sprachen auf die Strasse mit dem Ziel, die revolutionären Kräfte aufzubauen.

Wir stellen fest, dass die offiziellen Mobilisierungen das Niveau von 2019 erreichen, aber nicht darüber hinausgehen. Im Vergleich befinden wir uns aber in einer neuen Situation mit einer Welle an Politisierung und einer fortschreitenden Radikalisierung in der Jugend. Es gibt heute zahlreiche neue und dringende Argumente, welche die Massenorganisationen zur Mobilisierung hätten brauchen können. Doch dieses Potenzial wurde nicht realisiert. Schuld ist ihre reformistische Herangehensweise. Die Reformisten versuchen faule Kompromisse mit den Bürgerlichen zu machen. Doch die Kapitalisten haben nur eines im Sinn: Die Krise so weit wie möglich auf die ArbeiterInnenklasse abzuwälzen. Diese kann sich nur wehren, wenn sie in die Offensive geht und Tage wie den 1. Mai nutzt, um breitere Schichten der Arbeiterklasse zu mobilisieren und zu organisieren.

Zürich: Block an der offiziellen 1. Mai Demo

Zürich

Als Revolutionäre sind wir optimistisch, weil wir den Ausweg aus der Krise sehen und diesen offen verteidigen. Damit wir dies tun können, haben wir den Slogan “Sozialismus zu unseren Lebzeiten!” gewählt und durch den Block an der Demo trugen wir diese Position nach aussen. Ziel war es, Menschen anzuziehen, welche sich die Frage der Revolution gestellt haben und eine Antwort darauf suchen. Unser Block wurde wahrgenommen und Menschen haben sich uns angeschlossen, dies beweist: Es ist möglich! Dieser Slogan findet Anklang. 

Während des Umzuges, welcher auf dem Ni-Una-Menos/Helvetiaplatz startete, wurden lautstark Parolen wie: “One Solution – Revolution” und ArbeiterInnenlieder gesungen. An der Schlusskundgebung auf dem Opernhausplatz herrschte grosse Offenheit für unsere Ideen. Wir konnten viele Zeitungen verkaufen und interessante Gespräche führen, wie die Revolution organisiert werden kann und was wir dafür tun können.

Am 1. Maifest auf dem Kasernenareal waren wir ebenfalls mit einem Stand vertreten. Wir haben marxistische Literatur verkauft: die Klassiker von Marx und Engels, Bücher von Lenin und Trotzki sowie die Werke aus unserem eigenen Verlag. Rund um den Inhalt dieser Bücher gab es politische Diskussionen mit interessierten Leuten, unter anderem auch über den Krieg in der Ukraine.  

Es hat sich gezeigt, wie wichtig unser proletarischer Klassenstandpunkt zum Krieg ist, als ein älterer Mann zu uns kam und Folgendes gesagt hat: “Erst in den letzten Monaten habe ich realisiert, wie die Medien lügen. Im Ukraine Krieg erzählt niemand die Wahrheit. Deshalb ist es wichtig, dass es euch und euren Standpunkt gibt!”

Zürich: Bücherstand am 1. Maifest
Genf

Überraschend an der Demo in Genf war, dass der sogenannte revolutionäre Block grösser war als der gewerkschaftliche und der der traditionellen Organisationen. Und es ist aufgefallen, dass eine neue junge Schicht an der Demo war, welche zum ersten Mal an einem 1. Mai dabei war. Zum Teil waren sie auch auf der Suche nach einer Organisation, um aktiv zu werden. So eine Gruppe von drei jungen Männern, welche ein Treffen für eine Diskussion mit uns abgemacht hat, um unsere Positionen und Methoden kennenzulernen. 

Viele Jugendliche suchen nach Antworten, welche den Gesamtzusammenhang erklären und vor allem, wie man diesen verändert. Sie geben sich nicht mit einseitigen Antworten zufrieden, welche ihre Grenzen bereits in der Praxis bewiesen haben. Genau diese Antworten kann ihnen der Marxismus bieten. 

Trotz Kämpfen im öffentlichen Dienst, bei Smood, beim Flughafen und zukünftig im Bau haben die Gewerkschaften nicht mehr mobilisiert als vor der Pandemie. Sie können der eigentlich vorhandenen Kampfbereitschaft in der ArbeiterInnenklasse keinen längerfristigen und organisatorischen Ausdruck verleihen.

In Lausanne haben wir eine neue, selbstständige Gruppe der “l’étincelle”. Unsere GenossInnen haben auch dort unser Programm am 1. Mai verteidigt.

Mitglieder von “l’étincelle” an einem Bücherstand
Bern

In Bern gab es eine revolutionäre 1. Mai Demo, welche im Rosengarten startete und in Richtung Innenstadt losmarschierte. Dort hat sie sich mit der Gewerkschaftsdemo verbunden, aber nach kurzer Zeit wieder getrennt und einen Bogen über die Länggasse bis zur Reithalle gemacht, um nicht an der Kundgebung der Gewerkschaften auf dem Bundesplatz zu enden. Unser Genosse Kevin hat eine Rede gehalten darüber, dass der Pessimismus in der Linken heute objektiv nicht angebracht ist und warum wir eine revolutionäre und optimistische Perspektive aus der Krise brauchen:

Weder die Linksautonomen noch die Gewerkschaften haben es geschafft, breitere und neuere Schichten der Jugend und der Arbeiterklasse von Bern zu mobilisieren. Trotzdem haben wir mit allen Leuten an der Demo diskutiert und unsere Positionen vorgestellt. 

Bei der Gewerkschaftsdemo auf dem Bundesplatz konnte ein nationalistischer Ukrainer eine Rede halten, welche Waffenlieferungen für die Ukraine und die Propaganda der NATO unterstützt hat. Die Kritik, die er vom kurdischen Block dafür erhalten hat, war angebracht.

Am Fest der Gewerkschaften auf dem Bundesplatz hatten wir einen Stand mit Literatur und haben den Gewerkschaftern Abos unserer Zeitung verkauft. Wir haben erklärt, dass es wichtig ist, eine Zeitung zu haben, die den Klassenstandpunkt der ArbeiterInnenklasse vertritt und unabhängig finanziert ist. Wenn Du uns dabei unterstützen willst, dann abonniere auch du den Funke abonnieren. Das kannst du unter folgendem Link tun.

Basel-Stadt

In Basel versammelten sich rund 2000 Menschen am Sonntagmorgen, um vom Bahnhof SBB aus durch die Innenstadt zu demonstrieren. Die Sonne zeigte sich seit langem wieder mal am Arbeiterkampftag. Dies war auch an der guten Laune der Demonstrierenden festzustellen. In der Stadt dröhnten laute Musik und kräftige Parolen.

Der Zug marschierte bis zur Kaserne, wobei sich einige kleinere Gruppierungen am Claraplatz von den Gewerkschafts- und Parteiblöcken abspalteten und bis zum Theodorskirchplatz zogen. Bei der Kaserne stellten die Organisatoren einige Essens- und Infostände und eine Bühne auf. Bis zum späten Nachmittag herrschte festliche Stimmung dank der Auftritte der MusikerInnen. Die GenossInnen konnten interessante politische Diskussionen mit verschiedensten Menschen führen. Unter den Jugendlichen ist der Anschiss auf das jetzige Wirtschaftssystem deutlich zu spüren. Viele unter ihnen waren dem Marxismus gegenüber sehr offen und teils bereits belesen. Der Funke war als einzige Organisation auf beiden Festen mit einem Stand präsent und konnte erfolgreich intervenieren.

Kreuzlingen

Die Thurgauer GenossInnen haben eine grosse vor-1. Mai-Kampagne aufgegleist, an der ungefähr 30 – 40 Teilnehmenden mitgemacht haben. Es gab Workshops zu Arbeitszeit, Klima und Wirtschaftskrise. Diese Kampagne mobilisierte erfolgreich für den Jugendblock der 1. Mai Demonstration. Dadurch wurde er zum grössten und lautesten Block an der Demo, der die radikalsten Schichten angezogen hat. Der Bücherverkauf war erfolgreich und fast alle sind an unserem Stand vorbeigekommen.

“Der Funke” an der 1. Mai Demo in Kreuzlingen
Bellinzona

Im Tessin wurde erstmals “la scintilla” als italienische Funke-Zeitung an einem 1. Mai verkauft. GenossInnen von der italienischen Sektion der IMT “Sinistra Classe Rivoluzione” haben uns unterstützt. Wir konnten einen sehr guten Bücherstand organisieren, welcher auf viel Interesse gestossen ist.

Der 1. Mai muss wieder Kampftag werden!

Wir müssen die Ideen des Marxismus verbreiten und dafür müssen wir eine Organisation aufbauen, welche das revolutionäre Programm wirklich verteidigen kann. Für uns ist der Tag der Arbeit ein Arbeitstag, denn unsere Methode ist es, die Zeitung zu nutzen, um mit den Leuten ins Gespräch kommen, mit ihnen über unsere Artikel und Positionen zu diskutieren und uns dann um diese Zeitung zu organisieren! 

Wir müssen uns über die neue Periode im Klaren sein: Der Kapitalismus befindet sich in der grössten Krise seiner Existenz und es kann keinen positiven Ausweg im Kapitalismus geben. Die einzige Möglichkeit ist die sozialistische Revolution, gemacht von der ArbeiterInnenklasse, welche Banken und Konzerne enteignet. Das ist die Perspektive, welche wir verteidigen müssen. Und welche wir am 1. Mai verteidigt haben. Wenn du damit einverstanden bist, nimm Kontakt mit uns auf und werde aktiv!

Auf zum Aufbau der revolutionären Kräfte in der Schweiz und international! 


Die Redaktion, Der Funke
06.05.2022