Die marxistische Strömung stellt für die GL-Ersatzwahlen vom November eine Kandidatur. Hier findest du das Programm, mit dem Lukas kandidiert.

Kandidaturschreiben für die Geschäftsleitung der JUSO Schweiz

Was mich motiviert ist die Wut darüber, wie viele Menschen heute ermordet werden von einem System, dass nur denjenigen Essen, Medikamente und Sicherheit bietet, die es sich leisten können. Doch jede Energie verpufft, wenn sie nicht zielgerichtet ist. Was ich in der JUSO stärken will, ist die bedachte Analyse und die Diskussion der Strategie. Was ich persönlich einbringen kann ist mein theoretisches Wissen, meine organisatorischen Erfahrungen und meine Zuverlässigkeit.

Diese Wahl ist jedoch keine personelle, sondern eine politische Angelegenheit. Ich trete an als Kandidat der marxistischen Strömung, die in der JUSO seit zehn Jahren konsequent revolutionäre Positionen verteidigt. Um offenzulegen, was unserer Meinung getan werden muss, präsentiere ich das folgende Programm.

Der Reformismus ist tot – lang lebe die Revolution

Immer mehr Menschen haben genug von diesem System, das ihnen nichts ausser Sparpolitik und einen sinkenden Lebensstandard bietet. Unsere Partei ist der politische Ausdruck dieser Unzufriedenheit. Die JUSO ist nicht nur die stärkste Jungpartei, sondern die bedeutendste linke Organisation der Schweiz. Fernab von veraltet sind sozialistische Ideen im Aufwind. 44% der Schweizer Jugendlichen würden sich an einem Massenaufstand gegen die Regierung beteiligen (Studie „Generation What?“). Dieses barbarische System wird nur noch durch die verfehlte Politik des Reformismus am Leben erhalten.

Der historische Sackgasse des Kapitalismus reduziert den Spielraum für soziale Fortschritte gegen Null. Reformistische Strategien, welche auf das unmittelbar – im kapitalistischen Rahmen – Machbare begrenzt sind, können uns nicht mehr weiterbringen.  Statt den Kampf gegen Sparmassnahmen und Sozialabbau anzuführen, setzten die reformistischen Parteien auf eine “bessere” Verwaltung des Kapitalismus und die Beteiligung bei bürgerlichen Regierungen, sprich auf kapitalistische “Sachpolitik”! Die schändliche Rolle der SP bei der Rentenreform 2020 ist nur ein Beispiel für diesen “Pragmatismus”.

Was wir heute brauchen, um den Lebensstandard der Lohnabhängigen und der Jugend gegen bürgerliche Angriffe zu verteidigen, ist ein scharfer Linksschwenk auf eine revolutionäre Linie. Denn im herrschenden System sind keine Verbesserungen mehr möglich. Die JUSO muss offensiv eine radikale Alternative anbieten. Positionen beziehen wir anhand eines Klassenstandpunktes: Wir orientieren uns nicht an opportunistischen Bündnissen mit Teilen der Bürgerlichen, sondern an der Stärke einer unabhängig organisierten ArbeiterInnenklasse und ihren Interessen. Das aufzuzeigen, ist unsere Aufgabe.

  • Vereinigung aller Ausgebeuteten und Unterdrückten zum gemeinsamen Kampf gegen den Kapitalismus
  • Schluss  mit faulen Kompromissen! Gegen die Regierungsbeteiligung der SP! – Organisieren wir stattdessen den Widerstand auf den Strassen
  • Aufbau einer starken, demokratischen ArbeiterInnenbewegung mit Verankerung in den Betrieben, den Quartieren, den Schulen

Eine demokratische Partei – Wie wir uns organisieren müssen

Sozialer Fortschritt muss erkämpft werden. Um die verschiedenen Kämpfe erfolgreich zu vereinen, benötigen wir eine Organisation. Diese muss als kollektives Gedächtnis fungieren und die aktivsten KämpferInnen für Emanzipation in sich vereinen. Eine reine AktivistInnenvereinigung ohne gemeinsame inhaltliche Debatten, ideologische Klarheit und gemeinsames Programm kann dies nicht leisten. Um die bestehende Gesellschaft zu verstehen und um herauszufinden, wo wir politisch im Kampf für den Sozialismus stehen, müssen wir uns diese Grundlagen erarbeiten. Nur so sehen wir, was die nächsten Schritte sind.

Die Fragen, vor welche uns die politische Situation stellt, sind kompliziert. Damit wir korrekte Entscheidungen treffen, muss die Geschäftsleitung die demokratische Diskussionskultur fördern. Unterschiedliche Positionen sind natürlich und gesund. Die Geschäftsleitung soll diese gut aufbereitet vor die Basis tragen, damit an den Delegiertenversammlungen die verschiedenen Position ausdiskutiert werden können. Nur ein Verständnis der Unterschiede hebt das politische Niveau aller Mitglieder. Ein Kollegialitätsprinzip in der Geschäftsleitung ist hinderlich und oft gefährlich, da sie politische Differenzen versteckt und falsche Einheit vortäuscht. Ebenfalls zentral für die demokratische Debatte ist unsere politische Unabhängigkeit. Damit wir unsere Entscheide ohne Einflussnahme der SP fassen können, benötigen wir eine politische Debatte über unsere finanzielle Unabhängigkeit.  

  • Für eine demokratische Debattenkultur
  • Wichtige Meinungsverschiedenheiten aus der Geschäftsleitung in die Basis tragen
  • Politische Debatte um finanzielle Unabhängigkeit von der SP

Einheit von Theorie und Praxis

Nur aufgrund einer Analyse der ökonomischen, sozialen und politischen Lage erkennen wir, welche politischen Forderungen und Kampagnen sinnvoll sind, um die Arbeitenden und die Jugend zu organisieren. Das setzt voraus, dass interne Bildung auch die theoretischen Grundlagen des Sozialismus, den Marxismus, beinhaltet. Denn wir brauchen Begriffe und Theorien, um aktuelle Ereignisse und unsere nächsten Aufgaben theoretisch interpretieren zu können. Anstatt uns von externen „ExpertInnen“ belehren zu lassen, müssen wir eigene Kompetenzen aufbauen, also möglichst viele GenossInnen dazu zu ermuntern, sich selbst und andere zu bilden. Bildung muss ein zentraler Bestandteil des Parteilebens werden – nicht nur an speziellen Veranstaltungen, sondern auch an den Mitgliederversammlungen. Wo und wie wir aktiv werden, hängt davon ab wo sich am ehesten junge Menschen für unseren Kampf überzeugen und gewinnen lassen. Viel mehr als heute müssen wir soziale Kämpfe vorhersehen, planen und uns daran beteiligen.

Bei jedem Arbeitskampf, bei Widerständen gegen Abbau an Schulen und Universitäten, bei antifaschistischen und antirassistischen Kämpfen müssen wir dabei sein. Wir helfen solidarisch mit und versuchen eine politische Perspektive aufzuzeigen, um diese verschiedenen Kämpfe zu vereinen als Kampf für eine sozialistische Gesellschaft. Dort, aber auch in unserem Umfeld versuchen alle Mitglieder neue GenossInnen für die Partei zu gewinnen. Aus den Kämpfen und unseren Interventionen lernen wir wiederum, ob unsere politische Praxis korrekt war oder ob wir Fehler in der Analyse, der Strategie oder unserer Taktik gemacht haben –   ein Wissen, welches wiederum unsere Analyse und Positionen bei der nächsten Intervention verbessert.

  • Erarbeiten eines marxistischen Bildungsplans der für alle Mitglieder zugänglich ist
  • Überarbeiten der WSWS auf Grundlage demokratisch gefasster Positionen
  • Politische Selbstbildung und Mitgliedergewinnung sind Sache aller JUSOs
  • Wo wir präsent sind (Berufs und Hochschulen, etc.), bauen wir feste JUSO-Gruppen auf

Der Kapitalismus hat der Menschheit keinen sozialen Fortschritt mehr anzubieten. Es ist unsere Pflicht die Kämpfe aller Unterdrückten im Kampf gegen dieses System zu vereinen. Die JUSO hat das Potential, mit einem sozialistischen Programm und den korrekten Methoden zu einer Kraft zu werden, welche die politischen Kräfteverhältnisse in der Schweiz entscheidend verändert und die herrschende Klasse zum erzittern bringt. Unser Ziel muss sein 20000 Mitglieder in der Partei zu organisieren und die Führung im Kampf gegen dieses System zu übernehmen. Wenn wir es nicht tun, tut es niemand. Um dies zu erreichen kandidiere ich für die GL.

Lukas Nyffeler
Bern, 1. Oktober 2017