Am Dienstag 18. Mai haben sich die ArbeiterInnen von Berner Zeitung und Bund zu einer Aktion getroffen, um sich gegen die Sparmassnahmen des Mutterkonzerns TX Group (Tamedia) zu wehren. Denn jede dritte Stelle soll bei der Zusammenlegung der beiden Zeitungen gestrichen werden.

Der Konzern hat Anfangs April bei der Bekanntgabe argumentiert, dass Sparmassnahmen nötig sind, um mit den Zeitungen kein Verlustgeschäft zu machen. Die Belegschaft hat aber in ihrem Manifest klar aufgezeigt, dass sich die Kapitalisten ein goldiges Näschen verdienen, während die ArbeiterInnen entlassen werden: “Im Coronajahr 2020 schüttete der Mutterkonzern TX Group 37 Millionen Franken Dividende an ihre Aktionärinnen und Aktionäre aus. Er bezog Kurzarbeitsentschädigung vom Bund in Millionenhöhe. Und auf Stufe Ebitda erwirtschaftete Tamedia 2020 einen Gewinn von 11 Mio. Franken.” 

Von vergangenen Kämpfen lernen

Um grösseren Widerstand zu verhindern, versucht der Konzern die ArbeiterInnen mit Unwissenheit zu spalten: Welche Ressorts, welche Abteilungen werden vom Kahlschlag betroffen sein? Die Belegschaft lässt sich das aber nicht gefallen und steht in Solidarität zusammen gegen die strategischen Spielchen der TX Group.

Bei der Aktion wurde klar, dass diese Entwicklung bei den ArbeiterInnen Frust und Verzweiflung auslöst. Nun stellt sich die Frage: Was können die ArbeiterInnen tun? Das Beispiel der Kämpfe bei der SDA und bei Le Matin haben gezeigt, dass der einzige Weg vorwärts der Arbeitskampf ist – dort konnte dank Streiks immerhin ein besserer Sozialplan ausgehandelt werden. Ziel muss aber klar die Verhinderung von Entlassungen sein!

Weiter wird wegen der Zusammenlegung der Zeitungen ein Ende des “Berner Modells” (zwei Zeitungen unter einem Dach) und der Medienvielfalt in Bern beklagt. Ein Arbeiter hat bei der Aktion gesagt, sie hätten sich verausgabt, um die journalistische Qualität in den letzten Jahren aufrechtzuerhalten und zwei unabhängige Zeitungen zu schreiben. Das zeigt: Nicht die Kapitalisten, welche das die Profite einheimsen, stehen für die Qualität ein, sondern die ArbeiterInnen. Sie sind die Einzigen, die wissen, was nötig ist, um qualitativ guten Journalismus zu betreiben. Dies zeigt, dass die Medienhäuser unter die demokratische Kontrolle der ArbeiterInnen gestellt werden muss. Unter kapitalistischen Bedingungen – wo Kapitalkonzentration und Profitzwang dominieren – ist die Medienvielfalt eine reine Illusion.

“Berner Modell” oder Arbeiterkontrolle?

Dieser Kampf muss verallgemeinert werden: In den vergangenen Jahren wurden unter dem Druck der kapitalistischen Krise die ArbeiterInnen der Medienbranche massiv angegriffen. In praktisch allen grösseren öffentlichen und privaten Medienhäusern sowie beim Layout, den Druckereien, etc. kam es zu Sparmassnahmen. Der Kampf der Berner JournalistInnen kann und muss also ausgeweitet werden. Denn sonst werden die ArbeiterInnen der verschiedenen Häuser und Bereiche in der kapitalistischen Konkurrenz gegeneinander ausgespielt. Nur gemeinsam organisiert können wir für gute Arbeitsbedingungen und journalistische Qualität bei den Verlagen, Zeitungen und Druckereien kämpfen.

Die marxistische Strömung der Funke steht in absoluter Solidarität mit der Belegschaft von Berner Zeitung und Bund und unterstützt ihre Forderungen. Jetzt müssen aber die nächsten Schritte folgen: Die ArbeiterInnen müssen sich mit kämpferischen Aktionen, namentlich Streiks, zur Wehr setzen. Dabei muss auch die Gewerkschaft eine aktivere Rolle einnehmen und die ArbeiterInnen beim Kampf gegen die Sparmassnahmen unterstützen. Ziel muss dabei sein, alle Entlassungen – in der gesamten Branche – zu verhindern.

Jelena B.
Juso Stadt Bern
26.05.2021