[dropcap]D[/dropcap]ass sich JUSO und SP ab und an politisch in die Haare geraten, hat der diesjährige Beschluss der Nein-Parole zur «Altersvorsorge 2020» gezeigt. Aber heisst das, wir sollten uns von unserer Mutterpartei spalten? Oder wie soll man GL-Kandidat Lukas Nyffelers Forderung nach finanzieller Unabhängigkeit von der SP deuten? Im letzten Teil des Interviews beantwortet er Fragen zu den Parteifinanzen.

Hast du die vorhergehenden Interviewteile schon gelesen? Hier findest du Teil 1 zum Funke in der JUSO, Teil 2 zu Reformismus vs. Revolution, Teil 3 zum Unterschied zwischen den Kandidaten und Teil 4 zur Bildung.

Was meinst du mit “finanzieller Unabhängigkeit von der SP”? Eine Abspaltung?

Nein. Es geht mir darum, einen bewussten Umgang mit unserer finanziellen Abhängigkeit zu finden. Die SP hat sowohl national wie auch in den Sektionen einen materiellen Hebel (Geld, Sitzungsräume etc.), den sie nutzen, wenn wir mit ihnen in einen politischen Konflikt geraten. Darüber müssen wir eine ausführliche Debatte führen. Denn ich denke, dass wir ein zu geringes Bewusstsein für unsere Finanzen haben. Welche konkreten Massnahmen zu ergreifen sind, wird sich aus der Debatte ergeben.

Weshalb soll finanzielle Abhängigkeit überhaupt ein Problem sein?

Weil es früher oder später eine existentielle Konfrontation mit dem rechten SP-Flügel geben wird. In kleineren Kämpfen stossen wir uns schon jetzt mit diesen SPlerInnen, die den Kampf gegen den Kapitalismus aufgegeben oder in die ferne Zukunft verschoben haben – was in der Praxis übrigens das Gleiche ist. Wenn sich die Widersprüche in der Gesellschaft zuspitzen, werden sich diese Leute der herrschenden Klasse unterordnen. Das ist die logische Konsequenz des Reformismus: Wer dieses System als ewig anerkennt, muss seinen Regeln gehorchen, auf “die Wirtschaft” hören und “staatsmännisch” sein. Wir als JUSOs werden dann auf der anderen Seite der Barrikade stehen.

Und was hat das mit der Finanzierung zu tun?

Wir müssen uns diesem Druckmittel bewusst sein und versuchen das Risiko zu minimieren, dass es gegen uns verwendet wird. Nur so sind wir in einer genügend starken Position, um innerhalb der Sozialdemokratie den Kampf gegen den rechten Flügel, welcher letztlich die Herrschenden schützen, zu gewinnen.

Mit diesen Fragen kommt die fünf-teilige Interviewserie zum Ende. Wir freuen uns, die politische Diskussion an der Delegiertenversammlung am kommenden Samstag, 4. November 2017 in Frauenfeld mit euch weiterzuführen.