Mein Dienst in einer Militärkantine hatte seine Höhen und Tiefen. Besonders wenn man gerade neu in der Armee ist, dauert ein Arbeitstag gerne zwischen 12-14 Stunden. Ich war in meinem Leben noch nie so glücklich über ein Bett. Als gelernter Koch bin ich mir lange Arbeitszeiten gewöhnt und am Wochenende konnte ich wieder nach Hause, weswegen mich das zunächst nicht allzu sehr gestört hat.

Die erste grosse Katastrophe kam dann aber in der 15. Woche der RS, unser Küchenchef wurde befördert und wir waren plötzlich auf uns alleine gestellt. Ein gewöhnlicher Truppenkoch wurde kurzerhand zu seinem Nachfolger ernannt, aber im gleichen Moment mit einem Teil des Küchenteams in eine andere Kaserne befohlen. So waren wir zwei Köche für 100 Soldaten. 

Gehorsam bis es schmerzt
Neben der Versorgung der Kameraden mit fester und flüssiger Nahrung finden im Militärdienst absurde Inspektionen der Küche statt. Das heisst wir mussten die ganze Küche bis zu jeder Ritze perfekt reinigen, und ich wurde beauftragt für das Inspektionskader ein dreigänges Menü zu kochen. Wir Truppenköche waren körperlich und psychisch total fertig, da wir Tag für Tag unter Druck standen. Besonders der Inspektionstag alleine war eine organisatorische Hölle, wir waren so froh dies endlich hinter uns zu haben. Am nächsten Tag fand dann gleich noch ein 30km Marsch der Truppe statt. Als Koch musst du dann die ganze Verpflegung vorbereiten und sicherstellen. Dies alles in einer Woche war einfach zu viel, wir Köche haben das zwar ohne grössere Zwischenfälle gemeistert, doch gesund war es für uns definitiv nicht. 

Chaos durch die Pandemie
Ich leistete meine insgesamt einjährige Dienstpflicht am Stück, verblieb nach der Rekrutenschule also gleich beim Militär. In einer Durchdiener-Einheit hat man als Koch eine relativ angenehme Zeit, dies änderte sich jedoch als das Militär im Rahmen der Pandiemiebekämpfung mobilisiert wurde. Wir mussten dann sieben Tage die Woche in der Kaserne bleiben, für die Küche bedeutete dies 7 Tage arbeiten. Die ununterbrochene Arbeit wurde schnell zur Überlastung für uns alle, die Situation führte zu zahlreichen psychischen Problemen bei meinen Kameraden und mir. Dazu kam eine total chaotische Organisation von Seiten der Berufsoffiziere, weswegen wir täglich neue Befehle erhielten. Schlussendlich wusste niemand so recht was jetzt los ist und was wir eigentlich zu tun hatten. Die Situation verschärfte sich als dann auch noch als unser Dienst um zusätzliche 5 Wochen verlängert wurde und man uns weitere 130 Soldaten zuweisen wollte, ohne weiteres Küchenpersonal zu organisieren. Erst nach heftigen Protesten wurde zusätzliche Hilfe organisiert, ein Küchenteam einer anderen Einheit unterstützte uns in den letzten Dienstwochen. Vielleicht kann man im Nachhinein über das Chaos und die Desorganisation im Dienst lachen, doch sind bei manch einem Kameraden Schäden entstanden, die wahrscheinlich bleibende Folgen haben.