Eine Katastrophe folgt der nächsten: Krieg, Pandemie, Umweltdesaster, Wirtschaftskrise. Die schlauen Kolumnisten und seriösen Politikerinnen versuchen weiterhin, dies als unglückliche Verkettung von Einzelereignissen darzustellen. Doch die tägliche Realität – die Lebenserfahrungen von Millionen oder Milliarden von Menschen – widerspricht diesem kurzsichtigen Unsinn. Es macht sich immer mehr das Gefühl breit, dass «etwas» nicht stimmt. Dies ist völlig korrekt, denn das kapitalistische System ist tief krank.

Zwar kann es wieder zu kurzfristigen Erholungen kommen, weil der Kapitalismus keine «finale Krise» kennt. Doch das System kennt eine schier endlose Anzahl an gravierenden Instabilitätsfaktoren – es ist, als würde im Fundament eines Hauses Dynamit stecken. Auf der geopolitischen Ebene nehmen die Spannungen zwischen den Nationalstaaten mit dem Ukraine-Krieg nochmals deutlich zu, was unweigerlich zu weiteren Kriegen führen wird. Insbesondere in Europa und im Pazifik wird momentan massiv aufgerüstet.

Jahrzehntelange Katastrophenspirale

Auf der wirtschaftlichen Ebene kann eigentlich alles eine neue Rezession auslösen: Eine neue Corona-Welle (wie aktuell in China), die Inflation und das Ende der Tiefzinspolitik (wie gerade von den USA eingeleitet), eine weitere Schuldenkrise (bei einer Welt-Verschuldung von 350% des Welt-BIPs), das Platzen von Spekulationsblasen auf den internationalen Finanzmärkten (alle grösseren Börsen verzeichnen heftige Einbrüche seit anfangs Jahr), ein sich in die Länge ziehender Krieg in der Ukraine oder auch nur eine weitere überraschende Ankündigung von Wladimir Putin oder Joe Biden.

Auf der sozialen Ebene wird die Situation immer unerträglicher. Mit dem Krieg in der Ukraine könnten nochmals Hunderte Millionen von Menschen weltweit an oder über die Grenze der Verhungerung gestossen werden. Dies natürlich nicht, weil zu wenig Essen produziert wird (weltweit gibt es Nahrung für 11 Milliarden Menschen), sondern weil schlicht die Preise unbezahlbar werden, was ausschliesslich das Resultat der kapitalistischen Gesetze in Krisenzeiten ist. Gleichzeitig haben Nahrungsmittelkonzerne, wie beispielsweise die in der Schweiz ansässige Cargill, bereits in der Pandemie die grössten Profite in ihrer Firmengeschichte eingefahren.

Hinzu kommt die brennende Umweltfrage: Der letzte IPCC-Bericht zeichnete das korrekte Bild einer nahen Zukunft «der Hitzewellen, Waldbrände, Überschwemmungen, zunehmender Dürren, Ernährungsunsicherheiten und Hungersnöte, die jeden Winkel der Welt erfassen werden.» Doch auch dieser Bericht wird, wie alle zuvor, von den Herrschenden ignoriert werden. In einem System, das auf der «Ausbeutung von Mensch und Natur basiert» (Marx), hat es keinen Platz für Nachhaltigkeit – weder für Mensch, noch Natur.

Kapitalismus bedeutet Krieg, Massenverhungerungen, Wirtschaftskrisen und Umweltzerstörung. Eine wirkliche Stabilisierung des Systems ist ausgeschlossen, es steckt zu viel Dynamit zu tief im Fundament. Die Katastrophenspirale wird sich über Jahre und sogar Jahrzehnte hinziehen. Für die breiten Massen auf der ganzen Welt – auch in der Schweiz! – finden sich die unmittelbaren Zukunftsaussichten irgendwo auf der Palette zwischen unerträglichem Leiden und sich verschlechternden Lebensbedingungen.

Die revolutionäre Organisation aufbauen

Das menschliche Bewusstsein ist normalerweise ziemlich konservativ. Die Menschen mögen keine risikoreichen Veränderungen. Stattdessen halten sie an den alten Traditionen, der Moral und der Lebensweise so lange fest, wie sie können. Doch irgendwann stossen sie an ihre Belastungsgrenze. Grosse Ereignisse rütteln die Menschen aus ihrer bisherigen Denkweise heraus. Wir sehen aktuell, wie Millionen von Menschen gezwungen sind, sich zu fragen: Warum ist das so? Warum leiden die meisten von uns, während Einzelne unermessliche Reichtümer anhäufen? Gibt es einen besseren Weg, unser Leben zu organisieren? Wenn diese Fragen massenhaft gestellt werden, hat das revolutionäre Auswirkungen.

Die Arbeiterklasse war noch nie so gross und mächtig wie heute. Wenn sie sich in Bewegung setzt, ist sie nicht aufzuhalten. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich die unterdrückten Massen gegen die Herrschenden und ihr System zur Wehr setzen werden. In Realität ist dies bereits jetzt der Fall: im letzten Herbst die historische Streikwelle in den USA, anfangs Jahr die aufständische Massenbewegung in Kazakhstan und momentan gerade die spontanen Proteste in Sri Lanka. Diese aktuellen Kämpfe reihen sich ein in eine lange Serie von weltweiten Massenbewegungen in den letzten Jahren: Gilets Jaunes, Roter Oktober in Südamerika, Black Lives Matter sowie zahlreiche revolutionäre Proteste und Regierungsstürze.

Die Kämpfe werden wiederkommen, grösser und stärker, weil keines der Probleme, gegen die protestiert wurde, seither gelöst wurde. Der Arbeiterklasse fehlt es ganz sicher nicht an Kampfeswillen, wie die Beispiele zeigen. Was fehlt ist eine revolutionäre Führung, welche die Kraft der Massen in Richtung Sturz des Kapitalismus leiten kann. Das heisst, eine Organisation, die breit anerkannt in der Arbeiterklasse und ausgestattet mit den revolutionären Ideen des Marxismus ist. Eine solche Organisation existiert bereits heute als Keim in Form der International Marxist Tendency. Wir sind die einzige Organisation, welche konsequent den Marxismus studiert und anwendet.

Solange die Arbeiterklasse den Kapitalismus nicht bewusst gestürzt hat, wird die Krisenspirale weiter auf die Menschen einprügeln. Die marxistische Perspektive frisst sich zunehmend ihren Weg in die Köpfe der Massen: Sozialismus oder Barbarei – Sozialismus zu unseren Lebzeiten oder Krieg, Massenverhungerungen, Umweltzerstörung.

Die Redaktion