Der Kapitalismus trocknet den Planeten aus. Nur eine sozialistische Perspektive kann den Klimawandel bremsen.

Mitte Juni verwüsteten Waldbrände in Spanien tausende Hektar Land und Dörfer wurden evakuiert. Über 40 Grad wurden in Teilen Frankreichs gemessen. Norditalien muss wegen der extremen Dürre das Trinkwasser rationieren: Einige Städte werden bereits per LKW mit Wasser versorgt. Auch in den nordöstlichen Trockenregionen Österreichs ist der Wasserstand am niedrigsten Niveau seit hundert Jahren.

Es ist die früheste Hitzewelle in Teilen Europas seit 1947. Extreme Wetterereignisse nehmen aber auf der ganzen Welt zu: Die Erde hat sich um etwa 1,2 Grad über das vorindustrielle Niveau erwärmt. Bei einem Anstieg von 2 Grad werden ca. eine Milliarde Menschen unter extremer Hitze leiden. ForscherInnen warnen: In den kommenden acht Jahren könnte die Hälfte der Menschheit von Wasserknappheit betroffen sein.

Auch die Zahl der Hitzetoten wird dramatisch steigen. ArbeiterInnen leiden am meisten darunter, da sie auf den Feldern, in den Fabriken oder auf der Straße arbeiten. Auch wenn sie nach Hause kommen, fehlt ihnen der Luxus einer Klimaanlage – die in reichen Haushalten wiederum viel Energie verbrauchen und die Treibhausgasemissionen ankurbeln.

Hungerkrise

In Italien ist schon jetzt ein Drittel der landesweiten Agrarproduktion gefährdet. In Nordindien, dem „Kornspeicher“ des Landes, sind bis zu 35 Prozent der Weizenernte bedroht. Indien hat den Export von Getreide gestoppt, um den Bedarf im eigenen Land zu decken. Damit verschärft sich in anderen Ländern die Hungerkrise, die sich wegen des Krieges in der Ukraine anbahnt. Aber schon zuvor haben Klimawandel, Kriege und die Corona-Pandemie den Hunger in vielen Ländern massiv verschärft.

Die schlimmsten Auswirkungen der Klimakrise können nur verhindert werden, wenn die Emissionen drastisch sinken. Die Warnungen aber verpuffen wie die Treibhausgase, die nach einer coronabedingten Reduktion wieder in jährlich neuen Rekordmengen in die Atmosphäre geblasen wird.

Total-Versagen der Regierungen

Eine internationale Studie (2021) ergab: 72 Prozent der 16-25-Jährigen finden, dass die Regierungen „nicht genug tun, um eine Klimakatastrophe zu verhindern“.

Erst im Juni haben sich die EU-Staaten darauf geeinigt, am sogenannten Energiecharta-Vertrag festzuhalten, womit fossilen Konzernen weiterhin die Macht geben wird, Staaten auf Milliarden zu verklagen, wenn neue Gesetze zum Klimaschutz ihre Profite bedrohen.

Überall ergreifen die Regierungen symbolische Maßnahmen, die kaum ökologische Wirkung haben und versuchen die Folgen des Klimawandels von der breiten Bevölkerung finanzieren zu lassen statt von seinen VerursacherInnen in den Chefetagen und an den Börsen.

Dass die Politik keinen Finger rührt, um die Klimakrise ernsthaft zu lösen, ist kein Zufall: Die Aufgabe des bürgerlichen Staates im Kapitalismus ist die Wahrung der Attraktivität des Standortes und die Durchsetzung der bestmöglichen Konkurrenzbedingungen auf dem Weltmarkt. Die Regierung will den Konzernen gar nicht auferlegen, auf die schadstoffärmster zu produzieren, wenn dadurch die Profitaussichten der „heimischen“ Konzerne gefährdet würde.

Was tun gegen Klimawandel?

Das Privateigentum, der bürgerliche Staat und die Produktion für den Profit müssen abgeschafft werden, wenn ein globales Problem wie der Klimawandel gelöst werden soll.

Dieses Problem kann nicht in einem Land gelöst werden. Die größten Treiber des Klimawandels sind die großen internationalen Konzerne in den fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern. Profitstreben und Wettbewerb verursachen enorme Verschwendung und Umweltverschmutzung.

Die großen CO2-intensiven Konzerne müssen vergesellschaftet und unter Arbeiterkontrolle gestellt werden, damit eine nachhaltige Wirtschaft geschaffen werden kann. Diese Perspektive erfordert eine politische Organisierung zum kollektiven Kampf zur Durchsetzung eines demokratischen, planwirtschaftlichen Systems, das geeignet ist, die menschlichen Bedürfnisse im Einklang mit der Natur zu befriedigen. Eine rationale Wirtschaftsplanung ist die notwendige Voraussetzung für die Umstellung auf effiziente Produktion, den Ausbau erneuerbarer Technologien und die Bekämpfung der schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels.

Für Millionen ist die Klimakatastrophe aber jetzt schon eine Existenzbedrohung. Dürren, Überschwemmungen, Insektenplagen und andere Desaster sind keine vereinzelten Schlagzeilen mehr, sondern permanente Lebensrealität für immer mehr Menschen. Die einzigen Perspektiven, die der Kapitalismus den Betroffenen bieten kann, sind Elend, Flucht oder Tod.

Diese gesellschaftlichen Folgen der Klimakatastrophe sind bereits Tatsache. Das damit verbundene Leid kann nur durch eine sozialistische Revolution und eine globale Planwirtschaft gelöst werden. Dieser Idee sollte sich die gesamte Klimabewegung anschließen.

Von Julia Brandstätter

Der Originalbeitrag wurde am 10. August auf derfunke.at veröffentlicht.

Bild: Waldbrand Norditalien Sommer 2022 (private Aufnahme)