Trotz wirtschaftlicher Rückständigkeit, Analphabetismus, Krieg und Zerstörung, ergriffen die Arbeiterinnen und Arbeiter Russlands im Oktober 1917 die Initiative, nahmen ihr Schicksal in die eigenen Hände und begannen die Gesellschaft in ihrem Sinn zu gestalten. Eine wahrhaft historisches Ereignis.

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Heute, 100 Jahre später, steht die Menschheit vor einer ähnlichen Aufgabe. Die kapitalistische Krise offenbart vor aller Augen die zerstörerischen Auswirkungen des alles durchdringenden Kapitalismus. Längst sind die feudalen Strukturen, welche in Russland ein bestimmender Faktor waren, ausgemerzt, die Ausbeutung und Unterdrückung, der Krieg und die Zerstörung, Armut und Arbeitslosigkeit hingegen sind noch immer Realität; sie sind zwingender Teil des kapitalistischen Systems und auf Weltebene allgegenwärtiger als jemals zuvor. Dieses System zu überwinden, wie es die Russische Revolution für einen kurzen Zeitraum vorgemacht hat, ist heute die dringlichste Aufgabe der Menschheit; konkret stellt sich die Frage: Sozialismus oder Barbarei.

Angesichts dieser Tatsache erstaunt es kaum, dass die Russische Revolution auch heute noch die Gemüter erhitzt. Während sie von bürgerlichen Medien, KommentatorInnen und HistorikerInnen verteufelt wird, nehmen wir das 100jährige Jubiläum zum Anlass, uns eingehender mit den Ereignissen von damals und ihren Lehren für die revolutionäre Arbeit heute zu befassen. Die internationale marxistische Strömung und der Funke als ihre Schweizer Sektion, verteidigen die Russische Revolution gegen die Verleumdungen und Angriffe der herrschenden Klasse. Die wichtigste Aufgabe dabei ist zu erklären, was damals wirklich passiert ist. Zu diesem Zweck publizieren wir das ganze Jahr über Artikel in unserer Zeitung, welche die Ereignisse von vor 100 Jahren zu neuem Leben erwecken; sie zeichnen ein Bild von einer Periode, in der die grossen Massen der Menschen aktiv in das politische Geschehen eingegriffen haben und sich vom Joch der Unterdrückung befreit haben.

Diese Ausgabe wollen wir als Sonderausgabe ganz diesem Thema widmen und in die Tiefe gehen; die Errungenschaften der Revolution für die Menschen in Russland aufzeigen, aber auch die widrigen Umstände, unter denen dieser Umsturz stattgefunden hat und die Fehler, die gemacht wurden, analysieren.

Gab es eine bürgerlich demokratische Alternative zum Oktoberumsturz? Oder drohte vielmehr ein faschistisches Regime die Alternative zu werden? Ist der Stalinismus die logische Folge der Machtergreifung 1917? Führten die Ideen Lenins direkt in die Diktatur? Oder war das zarte Pflänzchen des jungen Sozialismus zu schwach um gegen die geballte Kraft der kapitalistischen Gesellschaft bestehen zu können? Wieso wird heute noch überall gegen die Russische Revolution geschossen? Was sind die perfidesten Lügen und Geschichtsverfälschungen die uns vermittelt werde?

Nur ehrliche Antworten auf diese Fragen helfen uns zu verstehen, was damals passiert ist; weshalb die Russische Revolution zu einer totalitären Diktatur degeneriert ist und letztendlich der Kapitalismus restauriert werden konnte. Aber auch wie man die herrschende Klasse stürzen und die die Gesellschaft fundamental verändern konnte.

Die Situation heute, so fest sie sich auch verändert hat in den letzten hundert Jahren, zeigt dennoch viele Gemeinsamkeiten mit damals. Die kapitalistische Krise hat zu enormer wirtschaftlicher, sozialer und politischer Instabilität geführt. Der Kapitalismus ist in der Sackgasse; und immer mehr Leute erfahren dies konkret in ihren Lebensumständen. Dies hat zu einer zunehmenden Radikalisierung breiter Schichten der Bevölkerung geführt, in einem Land nach dem anderen. Die Wahlen in England und die Bewegung, die um Jeremy Corbyn entstanden ist, sind das aktuellste Beispiel dieses Prozesses, der sich seit 2008 in einem Land nach dem anderen manifestiert. Die Menschen suchen nach einem Weg aus der Krise. Der Weg jedoch ist blockiert. Denn keine Partei kann diesen Ausweg bieten. Es fehlt die revolutionäre Kraft, welche den Kampf gegen dieses System aufnimmt und so diesen Weg bereitet.

Genau da sind die Erfahrungen aus der Russischen Revolution für uns als RevolutionärInnen von zentraler Bedeutung. Denn damals war diese Kraft vorhanden: die Bolschewistische Partei. Der Oktoberumsturz war nicht ein Staatsstreich einer kleinen Minderheit wie es die bürgerlichen HistorikerInnen darstellen sondern die Machtergreifung durch die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung angeführt durch die Bolschewiki. Die Partei lieferte ihnen das Programm, das ihren Forderungen und Wünschen eine politische Perspektive bot. Die Organisation war das Werkzeug der ArbeiterInnenklasse mit dem sie den Sieg erringen konnten.

Der Aufbau einer revolutionären Partei ist die grosse Aufgabe, die sich der ArbeiterInnenbewegung heute stellt.

Die Redaktion

Inhalt
Der Funke, Ausgabe 62, Juli/August 2017

Hundert Jahre danach: Eine Bilanz der Revolution
Die Russische Revolution hat das 20. Jahrhundert massgeblich geprägt. Was hat sie erreicht und weshalb brach sie zusammen?

Warum scheiterte die sozialistische Revolution?
Stalin musste über Leichen gehen, um seine Macht zu festigen um die Revolution zu vernichten. Wie konnte das passieren?

Die Konterrevolution regt sich: Der Kornilov-Aufstand
Im August 1917 bedroht ein Militärputsch die Russische Revolution. Die Bolschewiki spielen eine Schlüsselrolle in der Verteidigung und gewinnen an Ansehen.

Die Frauenfrage in der Russischen Revolution
Frauen spielten in der Russischen Revolution eine zentrale Rolle. Auch für die Bolschewiki war die Geschlechterfrage ein wichtiger Teil des Kampfes.

Weitere Artikel in dieser Ausgabe: