Vom 25. – 31. Juli trafen sich in Bardonecchia rund 300 GenossInnen aus 30 Ländern zum bisher grössten Weltkongress der internationalen marxistischen Tendenz (IMT). Die grosse Anziehungskraft bestätigt die Ideen des revolutionären Marxismus. Wir geben hier die wichtigen Diskussionen und ein Fazit des Kongresses wieder.

Alan Woods eröffnete den Kongress mit einem Referat zur Weltperspektive. Die marxistische Analyse der derzeitigen Prozesse in der Welt wird die Organisation die nächsten zwei Jahre begleiten. Eine Perspektive aufzustellen ist eine schwierige Aufgabe, besonders wenn sich alles schnell verändert und sich Dinge ins Gegenteil verkehren, wie wir es aktuell erleben. Vor ein paar Jahren war der Klassenkampf in Südamerika fortgeschritten. Nun ist eine Revolution auch in Europa denkbar. Nehmen wir die Beispiele Griechenland, Spanien und aktuell Grossbritannien, mit dem Brexit Referendum und dem Corbyn Phänomen. Die ökonomische Instabilität der Krise bringt auch eine soziale Instabilität mit sich.

Brexit
In der Brexit Session war die grundsätzliche Einschätzung der EU als reaktionäres Gebilde des europäischen Kapitals allen klar. Als solches hat sie gegenwärtig keine progressive Wirkung. Eine Aussicht, die EU zu reformieren und zu einem sozialen Europa zu machen, besteht nicht.

Die Brexit-BefürworterInnen führten eine fast ausschliesslich fremdenfeindlich Kampagne, während die Brexit-GegnerInnen (remain) die EU als alternativlos sahen und sie teilweise naiv einschätzen. Im Remain-Lager fanden sich aber fast alle politisch-aktiven oder-interessierten Jugendlichen.

Die britische Sektion unterstützte keines der beiden Lager. Sie entlarvte das Referendum als ein innerbürgerlicher Machtkampf. Die Aufgabe für die Linke ist aber, sozialistische Alternativen zu Austerität und Rassismus aufzubauen.

Nationale Frage und Pakistan
In der Session zur “Nationalen Frage” wurde Lenins Theorie zum demokratischen Selbstbestimmungsrecht der Nationen erläutert. Fazit: Das Recht auf Selbstbestimmung besteht immer, muss aber nicht in jeder Situation angewendet werden. Die Frage, ob die Unabhängigkeit der ArbeiterInnenklasse hilft, ihre Interessen zu verwirklichen, hat Vorrang.

Abends fanden kleinere Sessions statt, eine davon zur Situation der Frauen in Pakistan. Eine Genossin erzählte von der schwierigen und unwürdigen Lage der Frauen in ihrem Land. Sie selbst hat Pakistan zum ersten Mal verlassen, um an diesem Kongress teilzunehmen.

Report und Stalin-Buch
Der internationale Sektionsreport ermöglichte, Einblicke in die Arbeit aller Sektionen zu erhalten. Auch wenn sich die Situation in verschiedenen Ländern unterschiedlich darstellt, können die Erfahrungen der anderen Sektionen hilfreich sein. Zudem wurde die neu publizierte und erweiterte Stalin-Biographie von Leo Trotzki vorgestellt. Nach intensiver Recherchearbeit in Archiven, wo neues Primärquellenmaterial von Trotzki ausgewertet wurde, ist dieses über 900-seitige Opus nun vollendet.

Ausserhalb der Sessions fand reger Austausch unter den GenossInnen statt. Am Schlussabend zeigte sich eine andere, sehr eindrückliche Seite der Sektionen – es wurden Lieder der Arbeiterbewegung gesungen.

Ermutigt und mit neuen Ideen, Methoden und Taktiken ausgestattet, traten wir die Heimreise an, um unsere Arbeit wieder aufzunehmen – für die sozialistische Revolution.

Edmée M.
Juso Baselland